Meine neueste Errungenschaft ist der Sampler „Punk goes Pop Vol.2“, an dem ich einfach nicht vorbeigehen konnte. Die Interpretenliste (u. a. Silverstein, A day to remember, Escape the fate, Chiodos, Bayside) klang zu vielversprechend, und Coversongs haben normalerweise einen hohen Unterhaltungswert.
Das Album beginnt auch überraschend gut. Alesana nehmen sich Justin Timberlakes „What goes around” vor, schneiden alles poppige weg und füllen die Lücken mit einer gehörigen Portion Wut auf. Sehr schöner „direkt-in-die-Fresse“-Track.
Zur Erholung folgt Silversteins Interpretation von „Apologize“. Was bin ich froh, dass das Lied nicht mehr auf heavy rotation im Radio läuft, ich konnte es nicht mehr hören. Okay, aber wir reden hier von Silverstein! Ich mag als Fanboy etwas voreingenommen sein, aber der Track ist der Beste auf dem Album. Die Jungs zeigen mal wieder, dass sie technisch auf höchsten Niveau spielen können und Shanes Gesang passt einfach hervorragend zu diesem Lied. Mit ein paar sehr dezenten Screams aufgepeppt kommt dabei eine tolle, durchaus radiotaugliche Version eines eigentlich schon zu Tode gedudelten Lieds raus.
Ja, und wie es August burns red auf diese Platte geschafft haben, kann ich mir nicht erklären. Die schlachten das schon im Original nicht herausragende Britney Spears-Lied gnadenlos ab, und klingen dabei wie eine x-beliebige Metal-Band, die im Probenraum mal ein bißchen Spaß haben wollte. Wie eine Blinddarm-OP mit der Kettensäge.
Mayday Parade (die ich nicht kannte) covern „When I grow up“ (das ich nicht kannte) von den Pussycat Dolls (von denen ich zumindest schonmal gehört habe). Ist solide, vielleicht eine Spur zu sehr Pop.
A day to remember kommen mit ihrer ebenfalls sehr seichten Version von „Over my head“ leider nicht an ihr deutlich besseres (und originelleres) Kelly Clarkson-Cover („Since U been gone“ auf dem „For those who have heart“-Album) heran. Zumal man sich musikalisch sehr zurückhält und Jeremy leider Gottes nicht auf dem Niveau singen kann, das nötig wäre, um den Track bemerkenswert zu machen. Schade, da wäre mehr drin gewesen.
Escape the Fate haben sich mit Smooth ebenfalls einen Track ausgesucht, der aufgrund seiner immensen Radiopräsenz wohl jedermann bekannt ist (und im Original mit Gitarren-Gott Santana eine hohe Messlatte setzt). Druckvoll mit hörbarer Freude an der Sache vorgetragen und definitiv auf der Plus-Seite des Albums.
Der nächste Track, „Ice Box“ von There for tomorrow, war für mich neben Alesana die größte Überraschung. Auch hier kannte ich das Lied vorher in keinster Weise, aber obwohl ich vermute, dass das Cover nur um Spuren punkiger ist als das Original, ist es ein schöner eingängiger Pop-Rock-Song, der einem im Ohr hängen bleibt.
Chiodos, die sonst doch eher durch gesunde Härte auffallen, schaffen es bei „Flagpole Sitta“ (ein weiteres Lied, bei dem ich mich nicht erinnern kann, jemals das Original gehört zu haben), sehr dezent Druck aufzubauen, und selbst die Screams fügen sich perfekt in das Bild. Fällt grade unter den umgebenden, ruhigen Tracks sehr angenehm auf.
Die Stimme des Sängers von Bayside, die hier „Beautiful girls“ (noch nie gehört) von Sean Kingston (noch nie gehört) covern, ist derart markant, dass jeder Track klingt, als hätten sie ihn selbst geschrieben. Also perfekte Abstimmung von Track und Band.
„See you again“ von Breathe Carolina ist übelster Elektro-Pop-Scheiß, und ich verstehe in keinster Weise, wie der Track auf die Platte gekommen ist. Grenzt schon an Konsumenten-Verarschung.
Die „Disturbia“-Version von The Cab klingt wie das Original mit anderer Gesangsspur und ist sehr auf Tanzbarkeit ausgelegt. Wobei man zur Verteidigung wohl anmerken muss, dass das Original von Rihanna einfach stilistisch nichts hergibt, womit man arbeiten kann. Andererseits haben die Bands sich die Tracks ja sebst ausgewählt, und The Cab haben sich definitiv selbst ein Bein gestellt.
Das zweite Britney Spears-Cover, „Toxic” von A static lullaby, entschädigt da wenigsten wieder für die vorangegangenen Totalausfälle und bringt die nötige Portion Aggression mit, die ein ordentliches Punk-Cover ausmachen sollte, ohne das Original zu foltern.
Four year strong mit „Love Song“ führen den positiven Trend fort, kommen allerdings wesentlich frischer und rotziger daher.
Den Abschluß bilden Attack Attack! mit „I kissed a girl“. Und was kommt? Nochmal völlig beschissene Elektro-Kacke. Da retten auch ein paar Screams und eine kurzes Metal-Intermezzo nichts mehr. Verdammt, das Lied bettelt doch geradezu nach Schlägen, und ich weiß, dass man es hervorragend covern kann (immerhin haben das „Not called Jinx“ eindrucksvoll bewiesen, und das ist eine Schülerband aus Berlin...).
Also, auf der einen Seite Perlen wie „What goes around“, “Apologize“ und „Beautiful girls“, auf der anderen Ausfälle wie „...Baby one more time“, „See you again“ und „I kissed a girl“. Dazu ein Rudel Tracks, die vor Allem dann Spaß machen, wenn man die jeweilige Band und ihren eigentlichen Stil kennt.
Daher kann man nur zu einem Fazit kommen:
Bei iTunes nur die Tracks kaufen, die einem selbst Spaß machen.
Punk goes Pop Vol. 2
1. Alesana- "What Goes Around..." (Justin Timberlake)
2. Silverstein- "Apologize" (
3. August Burns Red- "...Baby One More Time" (Britney Spears)
4. Mayday Parade- "When I Grow Up" (Pussycat Dolls)
5. A Day to Remember- "Over My Head (Cable Car)" (The Fray)
6. Escape the Fate- "Smooth" (Santana feat. Rob Thomas)
7. There For Tomorrow- "Ice Box" (Omarion)
8. Chiodos- "Flagpole Sitta" (Harvey Danger)
9. Bayside- "Beautiful Girls" (Sean Kingston)
10. Breathe
11. The Cab- "Disturbia" (Rihanna)
12. A Static Lullaby- "Toxic" (Britney Spears)
13. Four Year Strong- "Love Song" (Sara Bareilles)
14. Attack Attack!- "I Kissed a Girl" (Katy Perry)
Und abschließend verweise ich noch auf My chemical romance, deren Cover des Bob Dylan-Songs „Desolation Row“ zwar nicht auf dieser Platte vertreten ist (sondern auf dem Watchmen O.S.T.), aber definitiv zeigt, wie man alles richtig macht.
"Schade, da wäre mehr drin gewesen"
AntwortenLöschenWas ist das denn fuer ein Heribert-Fassbender-Gedenk-Spruch?!?!
Nabend, allerseits!
Ich konnte ja nicht ahnen, dass sich wirklich jemand das genaze Geseier durchliest ;)
AntwortenLöschenEs war auch hart :), aber ich bin ja Stammleser...;)
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