Ich wollte schon seit laengerem mal was dazu schreiben: Jedes einzelne System in Neuseeland ist auf die ein oder andere Art kaputt.
Das faengt dabei an, dass man hier zwar so tut, als waere die Umwelt furchtbar wichtig, aber keine Mehrwegflaschen benutzt. Und an der Supermarktkasse wird man immer noch gefragt, wie viele Plastiktueten man haben moechte.
Dass man sich darueber beschwert, dass die Studenten ihre Bierflaschen einfach auf die Strasse werfen, aber keinen Flaschenpfand einfuehren will.
Man will keine Atomkraft, aber pfluegt das Land um um Kohle im Tagebau zu foerdern.
Man hat ein Schienennetz, aber keinen Personenverkehr.
In Auckland gibt es mindestens 8 Busunternehmen im oeffentlichen Nahverkehr, die ihre Fahrplaene nicht aufeinander abstimmen.
Der Wahlleiter hat mir hartnaeckig Briefe geschickt, dass ich mich als Waehler registrieren muss (und Strafe zahle, falls ich es nicht tue), nur um mir hinterher einen Brief zu schreiben, dass ich nicht berechtigt bin zu waehlen und mir eine 3-Tage-Frist setzt, meinen Namen wieder aus dem Register entfernen zu lassen.
Aber am abgruendigsten sind die Biosecurity-Bestimmungen:
- Bis vor kurzem stand Lactococcus lactis (den man zur Kaese-Herstellung verwendet) auf einer Liste fuer unerwuenschte Mirkoorganismen.
- Die Einfuhr bestimmter Organismen ist eingeschraenkt, obwohl sie hier isoliert werden koennen.
- MAF, die hier die Labor-Kontrollen machen (und hauptberuflich fuer Agrar- und Forstwirtschaft zustaendig, ergo komplett unfahig, sind), kommen zweimal im Jahr und stellen die Kontrolle mit mehreren tausend Dollar in Rechnung, nur um zu kontrollieren, ob wir alles ordentlich wegpacken und nicht heimlich mit nicht-genehmigten Mikroben arbeiten.
- Die Einfuhr von Viren ist eingeschraenkt, die von DNA allerdings nicht. also importiert man Plasmide, die fuer Viren codieren (wahre Geschichte).
- Phagen sind natuerlich als Viren klassifiziert...
- Oh, und ich hab auf einer Konferenz neulich jemanden getroffen, der mit durch Inzest verursachten Krankheiten arbeitet (ja, in Menschen. Es ist in Neuseeland anscheinend recht einfach, unwissentlich seine Cousine 3. Grades zu heiraten), und der mir erzaehlt hat, dass sie freien Zugang zu allen Patientendaten inklusive Namen und Adressen haben.
Und die Universitaet ist nicht viel besser. Der neueste Coup ist, dass nur noch Post-Docs angestellt werden duerfen, die PBRF-approved sind. PBRF steht fuer Performance-Based Research Fund und ist ein Rating fuer die Universitaet, ueber das die Regierung festlegt, wie viel Geld sie ihnen gibt. Ich hab ungefaehr eine Woche gebraucht, meinen PBRF-Report zusammenzustellen, weil die unter anderem die Abstracts aller Poster haben wollen, die man auf Konferenzen praesentiert hat.
Okay, jetzt kommt der Witz: Um PBRF-approved zu sein, muss man mindestens 4 Publikationen in den letzten 6 Jahren veroeffentlicht haben!
Das heisst, man kann offiziell quasi niemanden mehr direkt nach der Doktorarbeit anheuern. Greg haette mich unter diesen Umstaenden nicht anstellen koennen!
Man kann also eigentlich nur noch Leute anstellen, die schon einen Post-Doc hinter sich haben. Und um ehrlich zu sein duerften die guten Wissenschaftler zu diesem Zeitpunkt schon eher einen attraktiveren Job gefunden haben.
Aber sich ueber Brain-Drain beschweren *kopfschuettel*